09.05-13.05.2021 Holprig durch den Süden und der heiße Draht

Nach unseren teils komplikationsreichen Offroad-Erfahrungen in Rumänien, haben wir uns für Albanien ein Offroad Tourenbuch von der Pistenkuh gekauft.  Wie in Rumänien handelt es sich bei den meisten „Offroad-Pisten“, eigentlich um kartifizierte Straßen, die entweder nicht präpariert sind oder es früher mal waren, jedoch heute in schlechtem Zustand sind. Und wie auch schon in Rumänien, werden diese Pisten in Albanien teils auch mit normalen Straßen-PKW gefahren (Mercedes 190 scheint gut damit klar zu kommen).

Die erste Route führte uns über Schotterpiste an einer kleinen Bergkette entlang nach Tepelene. Wir passierten einige urige Dörfer und genossen immer wieder tolle Ausblicke auf den Vjosa Fluss und die Berge. Eine schöne Tour zum Auftakt.

Im Anschluss ging es weiter zur Osum Schlucht. Am Anfang des Wegs fanden wir an einer Brücke einen Stellplatz für die Nacht. Am nächsten Tag setzten wir unsere Route fort. Die Piste schlängelte sich von ca. 350 Meter mit einigen steilen Anstiegen rauf auf ca. 940 Meter in die Berge. Eine tief hängende Stromleitung versperrte uns in einem kleinen Dorf den Weg. Sie war isoliert aber sehr lang und aus vielen Teilstücken zusammengeknotet. Es war jedoch sofort ein Einwohner zur Stelle, der uns half die Leitung hochzuheben. Er kletterte kurzer Hand, so schnell konnte ich gar nicht schauen, aufs Dach der Fahrerkabine und hielt das Kabel mit unserem Besenstiel hoch. Als Dankeschön gabs ein Eis und ein kühles Bier, denn es war heiß an dem Tag. So freuten wir uns alle. 🙂 Kurze Zeit später näherten wir uns einem großem Stein, an dem es für unser Hinterrad kein Vorbeikommen gab. Also Brechstange und Reifenmontiereisen ausgepackt und gehebelt, bis der Stein zur Seite geschafft war. Es ging jedoch schnell, einige Minuten später, konnten wir unseren Weg bereits fortsetzen. Fast am höchsten Punkt der Route befindet sich ein rustikales kleines Café, das von einem eifrigen Ehepaar geführt wird. Kurz zuvor gab es für uns ein weiteres Hinderniss, ein großer Felsbrocken lag am Rand der Fahrbahn. Ein einfaches Vorbeikommen, war wieder nicht möglich. Wieder erschien sofort eine helfende Hand, der Besitzer des Cafés und dirigierte uns halb durchs gegenüberliegende Gebüsch. So klappte dann auch diese Engstelle. Klasse, jetzt konnten wir uns natürlich erst einmal eine Pause mit leckerem Essen auf ihrer Veranda gönnen. Es gab eine gemischte Platte mit Spiegeleiern, Börek, Käse, Joghurt, Honig und Krapfen. Alles aus eigener Herstellung bzw Selbstanbau. Wir waren zudem in guter Gesellschaft. Drei Motorradfahrer aus Köln probierten sich auch aus auf dieser Strecke. Zum Abschluss durfte ich noch einen kleinen Schluck selbsthergestellten Raki probieren. Und natürlich kauften wir auch 2kg Honig und 1,5l Raki, beides in PET-Flaschen abgefüllt. 🙂 Gut gestärkt ging die kurvenreiche und holprige Fahrt weiter. Der Weg führte uns an steilen Abhängen, einem See und später auch Wiesenlandschaft vorbei. Der Weg war alles andere als Langweilig.:-) Dann kamen wir auf die „legendäre“ letzte Brücke bevor es auf den breiten gut präparierten Schotterweg und schließlich die seit ein paar Jahren asphaltierte Straße durch die Osum Schlucht ging. Durch vorherige Recherche wussten wir, dass diese Brücke eigentlich auf 4t begrenzt ist, jedoch fehlte zu diesem Zeitpunkt das Schild. Nach näherer Betrachtung sind wir zu dem Entschluss gekommen, die 4t Grenze als Wahr einzustufen. Die Stahl-Träger waren ziemlich dünn und teilweise Krum, darüber Holzbalken und Bohlen. So gab es für uns ein weiteres Highlight, wir konnten die Brücke durch zwei Furten umfahren. Zugegeben, mit ca 40cm Wassertiefe und unserer Bodenfreiheit wirkt es lächerlich, aber cool war es trotzdem. 🙂 Der Rest der Fahrt entlang der Osum Schlucht ging über eine Asphaltstraße, also waren wir neben ein paar Aussichtstopps Ruckzuck durch. Am Abend trafen wir uns noch mit Guido, der die Route am Vortag mit seinem Peugot Boxer gefahren ist. Es war lustig zu sehen wie unterschiedlich die Herausforderungen für die Fahrzeuge waren. So legte er sich beispielsweise zusätzliche kleine Steine auf die Piste, um ausgewaschene Spurrinnen zu überbrücken und wir räumten etwas größere Steine von der Piste weg, um an ihnen vorbei zu kommen.:-)

Am nächsten Tag starteten wir den Rundkurs um den heiligen Berg Tomorr. Mit Guido schauten wir uns am Anfang des Weges noch Shpella Pirogoshi an, Albaniens größte Höhle. Danach trennten sich unsere Wege wieder. Wir fuhren weiter den Rundkurs, er in Richtung Tirana. Die Route führte uns durch die Berge an mehreren Steinbrüchen, einigen Dörfern und schönen Wiesenlandschaften vorbei. Auch hier hatten wir gleich zwei mal wieder das Problem von zu tief hängenden Stromleitungen. Diesmal allerdings nicht isolierte 10kV-Drähte. Diese Masten aus Holz oder Beton die drei Drähte tragen kennen wir auch aus Deutschland. Allersings sind die Masten in Albanien oft „zu kurz“, kurz vor dem Umkippen oder die Drähte zu locker gespannt. Wikipedia behauptet mindesthöhe über Fahrbahn in Deutschland 6m und bei weniger als 15cm Abstand kommt es zu überschlägen. Hier hängen die Leitungen auch über asphaltierten Straßen oft auf 5m wenn nicht sogar noch etwas weniger. Bei unserer ersten Begegnung mit so einem Extremfall kreuzte die Leitung mit starkem Gefälle den Weg und zwei Drähte hingen besonders tief. Nach vorsichtiger Annäherung und Begutachtung aus verscheidenen Perspektiven brachen wir ab. Da kam auch schon ein Bewohner mit langer Astgabel, der die Leitungen hochhalten wollte… Wir fragten lieber um Erlaubnis, über eine steile angrenzende Wiese fahren zu dürfen. Das war für ihn auch in Ordnung. Bei der Wiederauffahrt auf die Piste, kam Uli noch auf seine Kosten. Mit etwas Schwung musste er die Böschung rauf und direkt um die Kurve lenken. Alles hat super geklappt. Auch hier gabs wieder kühles Bier als Dankeschön für den Bewohner. 🙂 Bei der zweiten Stromleitung konnten wir nach Wegräumen eines größeren Steins dem Tiefpunkt der Leitungen weit genug Ausweichen um mit ausreichend Abstand hindurchzufahren.

Da es schon später Nachmittag war, freuten wir uns über die Wiesenhügel unterhalb einer muslimischen Heiligenstätte, Tek Abaz Aliu. Ein super Stellplatz für zwei Nächte. Im August soll hier ein mehrtägiges Opferfest stattfinden, zudem sich viele tausend Muslime versammeln. Nach einem Ruhetag und der Reparatur eines Außenspiegels ging es nur noch ein kurzes Stück auf dem Rundkurs weiter. Denn wir wollten über Polican weiter nach Berat, die Stadt der Tausend Fenster. Einen kurzen Rundgang durch die Stadt verbanden wir mit einer Einkaufstour und holten uns zum Abschluss zwei leckere Pizzen von einem Imbiss. 

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