07.04-08.04.2021 Kap Tenaro und Vathia

Unser nächstes Ziel war die Mani, die Region die den mittleren „Finger“ von Peloponnes umfasst. Sie ist geprägt von den südlichen Ausläufern des Taygeto Gebirges und war lange Zeit nicht gut erschlossen. In früheren Zeiten war die Region Rückzugsgebiet für Menschen auf der Flucht, auch Piraten. Durch diese speziellen Charaktere hat sich in der Mani eine etwas abweichende Kultur und Gebäudearchitektur entwickelt. Blutrache war über Jahrhunderte zwischen einzelnen Familienclans an der Tagesordnung. So haben sich die Einwohner Wohntürme gebaut, in welchen sie sich gegen ihre Kontrahenten teils für Wochen oder Monate hinweg verschanzen bzw. verteidigen konnten.
Auf dem Weg runter in den Süden bis zum Kap Tenaro, haben wir an der Ostküste einige Örtchen mit Wohntürmen auf ihren Häusern gesehen. Viele davon sahen jedoch frisch gabaut aus und dienen wohl als Ferienhäuser.

Das Kap Tenaro ist der südlichste Punkt des griechischen bzw. auch der zweit südlichste Punkt des europäischen Festlandes. Ein Spaziergang brachte uns die letzten zwei Kilometer bis zum Leuchtturm am südlichen Ende. Zu Beginn des Pfades kommt man an Mauerresten des „Tempel von Posseidon“ vorbei. Bis auf ein Bodenmosaik war für uns jedoch nicht soviel zu erkennen. Auf halber Strecke wurde es auf einmal sehr laut von oben – es näherten sich sechs Kampfflugzeuge von Westen und bogen am südlichen Ende des Kaps nach Nordost ab. Begeistert haben wir unseren Weg zum Leuchtturm fortgesetzt. Dort angekommen waren wir gerade dabei uns umzusehen, als wir wieder ohrenbetäubend laut wurde. Dieses Mal kamen von Westen zwei Kampfflugzeuge direkt auf uns zu. Ungefähr 50 Meter über uns hat der eine seine links Kurve gezogen. Und natürlich kamen dann auch noch die zwei anderen Paare. Wir waren fasziniert und erschrocken zugleich. Leider waren wir beidesmal nicht schnell genug mit der Kamera. Wir legten uns nach der Besichtigung des Leuchtturms für einen weiteren Überflug auf die Lauer aber leider ohne Erfolg. Grundsätzlich waren das nicht die ersten Kampfflugzeuge die wir in Griechenland gesehen haben. Schon auf Kreta waren sie mehrmals pro Woche unterwegs, aber die hatten wir nur ab und zu von weitem gesehen. So nah über einem hat das noch einmal eine andere Wirkung 🙂

Nach dem Ausflug fuhren wir weiter zu einem durch Blutrache fast ausgerotteten Dorf Namens Vathia. Hier findet man noch eine Vielzahl der ursprünglichen Wohntürme. Dieser Ort ist weitestgehend unbewohnt und steht mittlerweile unter griechischem Denkmalschutz. Man kann zwischen den Häusern umherlaufen und auch in einige hineinschauen. Es ist sehr beeindruckend, und gleichzeitig auch etwas skurril, wenn man die Beweggründe zu dieser Hausarchitektur kennt. Etwas oberhalb des Ortes haben wir uns noch den alten Friedhof angeschaut. Anstelle von in die Erde eingelassenen Gräbern, wurden und werden hier Häuser für ihre Toten gebaut. Es gibt sehr alte teils verfallene, aber auch neuere und gepflegte Gruften. Bei einigen gibt es nur eine Gittertür, so dass man hinein schauen kann. Neben Bildern und Kerzen gab es überall auch Blechboxen. Vereinzelt lagen die Knochen und Schädel der Toten offen im Raum, in anderen waren sie vermutlich in den Blechboxen aufbewahrt. Etwas makaber aber sehr nteressant, so einen Friedhof hatten wir bisher noch nirgendwo anderes gesehen.

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