29.09-30.09.2020 Besteigung des Olymp

Am Dienstag Morgen um 8:00 Uhr marschierten wir bei gutem Wetter (17°C) zu dritt los. Es ging ziemlich schnell in kleinen Serpentinen durch den Wald steil bergauf. Einige Stufen erleichterten jedoch den Aufstieg im ersten Abschnitt bis zur Berghütte Stilios Agapitos. Der Weg an sich war gut zu laufen, sodass wir schon nach 2,5h und einigen Witzeleien die ersten 1000 Höhenmetern hinter uns hatten. Ein paar Minuten nach uns trafen dann auch einige mit Proviant bepackte Pferde an der Berghütte ein. Wir gönnten uns dort eine kleine Stärkung bevor es weiter ging. Kurz nach der Hütte begann dann die Alpine Landschaft aus Felsen und Geröll. Eigentlich wollten wir schon beim Aufstieg bis zum Gipfel „Scala“ auf 2866 m rauf. Als wir jedoch bei ca 2500 m waren, haben wir den Atem des Zeus gespürt 😉 Es war super windig (Böen bis 50 km/h bei 1°C sagte man uns nachher) und dann kam er auch noch über den Gipfel entgegen unserer Laufrichtung. Nach einigen sehr mühsamen Metern haben wir uns gegen einen weiteren Aufstieg an diesem Tag entschieden, denn bewölkt war es auch noch. Stattdessen ging es direkt zu unserer Unterkunft, die Berghütte Giosos Apostolidis auf 2690 m. Der Weg dahin führte dann aber tatsächlich auch noch fröhlich abwechselnd bergauf und bergab direkt durch die Wolkendecke. Es war toll mit anzuschauen wie sich die Wolken mit großer Geschwindigkeit bildeten und fortbewegten. Gegen 14 Uhr sind wir dann aber doch schon an unserer Herberge angekommen. Dort konnten wir uns wieder aufwärmen und Kaffee hatten sie dazu auch noch. Wir bekamen Schlafplätze zugewiesen, packten die Schlafsäcke aus und danach ging es wieder in den Aufenthaltsraum. Am späten Nachmittag hatten wir das Glück, dass sich doch tatsächlich die Wolkendecke kurz öffnete. Wir sind natürlich direkt rausgehechtet, um auf den nebenan liegenden kleinen Gipfel mit der Ilias Kapelle aufzusteigen. Die Aussicht von den 2780m bei halbwegs klarer Sicht war fantastisch. Wir konnten bis ans Meer runter schauen und noch weiter. So ein Ausblick hatten wir bis dahin noch nie gehabt. Wir waren zufrieden und glücklich für den Tag. Als wir wieder bei der Berghütte waren, hatten sich jedoch schon wieder die Wolken breit gemacht. Inzwischen hatte sich die Hütte gut gefüllt mit weiteren Wanderern. Es waren viele Griechen darunter, aber auch Franzosen, Engländer, Israelis und wir als Deutsche. Etwas überraschend, es waren viel mehr Frauen anwesend als Männer. Mit griechischem Scrabble haben wir den Abend entspannt ausklingen lassen.
Am nächsten Morgen wurden wir von Sonnenschein und einem wunderschön angestrahlten „Thron des Zeus“, ein hoher fächerartiger Felsvorsprung, begrüßt. Tatsächlich kann man mit gar nicht soviel Fantasie ein Gesicht in der Felswand erkennen. Um es den Touris leichter zu machen, hängt allerdings noch ein Foto im Aufenthaltsraum der Berghütte auf dem der Bereich mit dem Gesicht markiert ist. Wenn man länger hinschaut kann man sogar zwei Gesichter in dem Bereich erkennen. Mit geliehenen Helmen ausgestattet ging es dann um 9:30Uhr vergleichsweise spät los. Die Wolken waren jedoch schon wieder im Anmarsch. Es gibt drei Wege auf den Mytikas. Zwei führen in sehr steilem Gelände die 200 Höhenmeter im direkten Weg hinauf auf den Gipfel. Der dritte Weg führt vom Gipfel Scala mit „etwas“ auf und ab rüber zum höchsten Gipfel, dem Mytikas. Wir haben uns trotz des größeren Umwegs für letzteren entschieden. Der Weg auf den Scala rauf hat sich dann doch ziemlich gezogen. Leider hatte sich auch schon wieder eine Wolkendecke breit gemacht. Da sie aber in stetiger Bewegung war, hatten wir auf dem Scala angekommenen, trotzdem kurz eine schöne Aussicht. So hofften wir auch auf eine kleine Lücke am höchsten Punkt. Der Weg zum Mytikas war durchzogen von Kraxelei durch stufiges Schrofengelände. Mit Helm, guter Trittsicherheit und Schwindelfreiheit ist der Aufstieg kein Problem, auch wenn es bei der einen etwas langsamer vorwärts ging als bei anderen. Auf dem Gipfel angekommen war die Freude erstmal groß angekommen zu sein. Jedoch wurde sie schnell getrübt, denn wir hatten keine Sicht mitten in den Wolken. Natürlich haben wir uns in das Gipfelbuch eingetragen und ein paar Fotos geschossen, aber leider nur mit einem weißen Hintergrund anstelle eines Panoramablicks. So vergingen 10 Minuten ohne dass sich die Wolkendecke erbarmt hätte nachzugeben. Schade, das wäre zu schön gewesen. Aber Zeus wollte zu dem Zeitpunkt nicht. Mittlerweile war 13:00Uhr vorbei und wir hatten noch den ganzen Abstieg bis auf 1100m vor uns. Zudem hatte zumindest ich milde ausgedrückt einwenig Respekt vor dem Abstieg vom Mytikas. Mit großem Bedauern vor allem auf Uli’s Seite haben wir dann aber mit der Zeit im Nacken den Rückweg angetreten. Und wie es das Schicksal so wollte riss die Wolkendecke auf halber Strecke zum Scala für eine kurze Zeit wieder auf. Einwenig verärgert und betrübt stiegen wir dennoch weiter ab zum Scala und gingen weiter wieder zu unserer Unterkunft. Dort hatten wir Schlafsäcke und Kissen zurückgelassen um möglichst wenig Gewicht auf den Mytikas mitzunehmen. Frühsport war erledigt. Das auf und ab hat unseren Tracker bis dahin schon in Summe 850 Höhenmeter und 10km aufzeichnen lassen. Kurz nach 15:00Uhr begannen wir dann mit dem tatsächlichen Abstieg von ca. 11km und 1600 Höhenmetern. Am Anfang waren wir auf dem gut begehbaren Hauptweg unterwegs. Der führte uns über Hochebenen mit vielen kleinen, scheinbar sehr robusten, Pflanzen . Und natürlich war auch hier das Wetter wieder freundlicher zu uns. Um Wegstrecke abzukürzen sind wir auf einen anderen markierten Weg abgebogen. Dieser führte uns über teils sehr steile Wiesen einige 100 Meter hinab. Als wir die Waldgrenze erreicht hatten, wurde es zunehmend schwieriger dem teils zugewucherten Weg zu folgen. So haben wir ihn einige Male neu suchen müssen, kamen aber dann doch immer wieder auf ihn zurück. Irgendwann kamen wir auch wieder auf einen mehr belaufenen Pfad weiter Richtung LKW. Nach einer Weile hörten wir Glocken auf uns zu kommen und dachten wir stehen gleich Schafen oder Ziegen gegenüber, aber nein, es waren zwei Hunde, die uns dann für den Rest des Weges begleitet haben.
Langsam wurde es jedoch dämmrig und es waren noch 600 Höhenmeter zu bewältigen. Langsam ging es die steilen Serpentinen hinunter. Ab der Hälfte der Strecke haben wir dann die Taschenlampen ausgepackt. Es hat länger gedauert als gedacht, aber gegen 20:00Uhr waren wir endlich unten.
Eine schöne Wanderung wars, leider jedoch ohne krönende Aussicht auf dem Mytikas. Vielleicht ein anderes Mal 😉

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