Bevor wir uns in das nächste „Offroad“-Abenteuer stürzten, legten wir noch einen kurzen Einkaufsstopp in Peshkopje ein. Es ist ein kleines sehr lebhaftes Städtchen. Es waren viele Leute auf den Straßen und in den Cafés. Auch ohne Rucksack und Kamera werden wir sofort als Touristen erkannt. Ein Polizist wünscht uns auf Englisch eine gute Reise. Die bettelnden Kinder, die gar nicht so arm aussahen, hatten einen riesen Spaß uns über mehrere Hundert Meter zu verfolgen und immer wieder anzutippen. Nach einem kurzen Rundgang und mit frischem Brot und Gemüse im Gepäck setzten wir unsere Fahrt fort.
Die nächsten 60km fuhren wir das Flusstal der Schwarzen Drin entlang. Dieses Mal war die gesamte Strecke als Hauptweg eingestuft. Der Weg war sehr gut befahrbar, feiner Schotter und wenige Löcher, somit konnten wir die Aussicht genießen. Wären da nicht die kleinen Siedlungen zwischendurch, die uns mit ihren Stromleitungen und nicht zurechtgeschnittenen Bäume einen Strich durch die Rechnung machten. So setzte sich das Spiel des Anhaltens, Äste Wegbiegen oder Absägen und Spiegel Nachjustieren fort. Eigentlich fast immer kam auch direkt ein Anwohner um die Ecke und versuchte uns zu helfen. Einer war beispielsweise schneller zur Stelle als wir auf unser Dach klettern konnten. Ich wollte einen einzelnen Ast entfernen aber er stutzte mit seiner Machete direkt seinen ganzen Busch, was eigentlich nicht nötig gewesen wäre. Die Stromleitungen sind ja eigentlich das größere Übel. Hier müssen wir jedes Mal aufs Neue abschätzen, ob die Distanz zu unserem Fahrzeug groß genug ist. An einer Stelle hielt ich eine isolierte 230V Leitung vom Dach der Fahrerkabine aus hoch. An anderer Stelle kamen wir knapp durch. Von diesen „Zwangspausen“ abgesehen, kamen wir gut voran und fanden einen schönen Stellplatz auf einer Wiese mit Aussicht. Ein junger Hirte leistete uns auch direkt Gesellschaft, während er auf seine Schafe aufpasste. Naja, ganz so aufgepasst hat er dann doch nicht, denn die Herde hat am Ende ohne ihn wieder den Heimweg angetreten. 😉
Am Samstag fuhren wir ein paar wenige Kilometer bis zu unserem nächsten anvisierten Stellplatz weiter. Der Weg war super und auch das Wetter spielte mit. Dann kamen wir mal wieder an ein paar Häusern vorbei. Hier gab es für uns gleich drei „Hindernisse“. Eine Engstelle zwischen Lattenzaun und Betonmauer hindurch, sowie zwei nicht isolierte Stromleitungen. Die Erste war eindeutig zu tief für uns, obwohl sie bereits durch eine Astgabel im Baum gestützt wurde. Also ersteinmal Motor aus und die ganze Sache von außen begutachten. Da es nur zwei Leitungen waren, die direkt in ein Wohnhaus mündeten, vermutete Uli, dass es sich hier am wahrscheinlichsten um eine 230V Leitung handelte. Ein Besen sollte also ausreichend isolieren, um die Leitung anzuheben. Auch hier kam direkt ein Anwohner vorbei. Er hatte noch eine Kuh im Schlepptau die er dann kurzer Hand beim Nachbarn im Garten abstellte. Wir hatten uns bereits unseren Besen bereitgelegt und waren auf der Suche nach einer passenden Verlängerung, vorzugsweise ein langer Ast. Der Mann zauberte eine ausreichend lange Holzlatte hervor, die sehr gut passte. Er fing dann aber an zu telefonieren, was uns zum Warten veranlasste. Es trafen noch zwei weitere Männer ein, die eifrig mit überlegten. Richtig reden konnten wir mit niemandem. Sie schienen mehr Angst vor der Leitung zu haben als wir. Hätten wir die Leitung doch am Anfang einfach selbst angehoben… Schließlich kam der Besitzer des Hauses, zu dem die Stromleitung führt und ließ es sich nicht nehmen, selbst die Stromleitung mit der Holzlatten-Besenverlängerung anzuheben. Zuerst wurde die Leitung auf der Fahrerseite auf einen höheren Ast im Baum gehängt. Danach musste „nur“ noch die Leitung auf der Beifahrerseite solange angehoben werden, bis wir unten durch waren. Es hat alles geklappt, auch wenn der Mann mit dem Besen während des Hochhaltens doch etwas angespannt aussah. 😉
Ein paar Meter weiter schnitt eine weitere Leitung unseren Weg. Dieses Mal konnten wir jedoch über eine Wiese ausweichen. Zum Abschluss viel dem Mann der uns geholfen hat dann ein dass es einige Kilometer weiter nördlich auf der Route eine Engstelle kommen würde, die für uns nicht passierbar wäre. Wir sollten doch lieber umdrehen. Hm, na toll, das fiel ihm ein, nachdem wir uns unter den Stromleitungen durchgekämpft hatten. 😀 Auf alle Fälle wollten wir uns die Engstelle selbst noch einmal anschauen, bevor wir direkt wieder umdrehten. So setzten wir unseren Weg entlang der Drin fort. Kurze Zeit später kamen wir an eine der üblichen Fachwerksbrücken aus Stahl . Wieder einmal ausgestiegen und das Bauwerk begutachtet. Sie schien solide genug für uns zu sein. Bis zu unserem nächsten Stellplatz, der sich noch vor der besagten Engstelle befand, hatten wir es nicht mehr weit. So hatten wir noch den restlichen Tag zum Entspannen und Erkunden des weiteren Streckenverlaufs zu Fuß. Die einzige Engstelle, die wir sahen, war an einem Felsen mit einem kleinen Wegabbruch auf der Talseite. Durch richtiges Anfahren, sollte es aber keine Probleme geben. Gegen späten Nachmittag kamen noch fünf Albaner in eienm Auto vorbei, die einen Ausflug machten. Es schienen zwei jüngere Männer mit ihrer Verwandschaft zu sein. Sie waren begeistert uns zu sehen und wollten direkt Bilder mit uns machen. Wie sich herausstelte war einer der älteren Männer ein Bauarbeiter, der genau die Route auf der wir uns befanden in Schuss hielt. Nachdem auch er uns sagte, dass die restliche Strecke für uns kein Problem ist, konnten wir beruhigt den Abend genießen.
Am nächsten Tag fuhren wir also weiter und kamen gut an der Engstelle vorbei. Wir fuhren nur wenige Kilometer bis zu einem Nebenfluss. Hier fanden wir eine schöne ebene Wiese zum Übernachten. Da es erst Mittag war, konnten wir noch einen Abstecher mit dem Fahrrad zu einem schönen Aussichtspunkt über das Tal der schwarzen Drin machen. Es war richtig schön warm, sodass wir den Rest des Nachmittags in unseren Hängematten entspannen konnten.