Die Vikos Schlucht war unser nächstes Ziel. Sie liegt im Gebiet der Zagoria Bergdörfer, die für ihre grauen Häuser aus Naturstein, ihre gepflasterten Gassen und die vielen alten Bogenbrücken bekannt sind. Die Schlucht ist im Guinnesbuch der Rekorde als tiefste Schlucht der Welt eingetragen, zumindest bezogen auf das Tiefe zu Breite Verhältnis. Sie soll am tiefsten Punkt von bis zu 1000 Meter hohen Felswänden aus Kalkstein umgeben sein. Ein ca. 13km langer Wanderweg führt durch den markanten Bereich der Schlucht. Es gibt mehrere Zustiegsmöglichkeiten, darunter Monodendri im Süden und Vikos oder Papigo im Norden. In der Schlucht liegt der überwiegend ausgetrockenete Fluss Vikos der von Süden nach Norden läuft. Am nördlichen Ende gibt es große Quellen am Rand des Flussbetts, die es mit Wasser füllen. Ab hier heißt der Fluss Voidomatis.
Da es bei Monodendri zwei sehenswerte Aussichtspunkte in die Schlucht hinein gibt, fuhren wir diesen Ort zuerst an. Hier trafen wir auch Guido wieder, denn wir hatten uns für die Wanderung durch die Schlucht am nächsten Tag verabredet. Gemeinsam machten wir uns zunächst auf den Weg zu dem zum Kloster Moni Agias Paraskevis gehörigen „Balkon“. Hierbei handelt es sich um einen in den Fels gehauenen alten Pfad zu Höhlen, die früher bewohnt waren. Der Pfad liegt angeblich teilweise 400m über dem Grund der Schlucht, ist nicht gesichert aber breit genug. Auf herabfallende Steine sollte man aber achten. Kurz vor den Höhlen gibt es einen Mauerrest mit einer Tür. Das hatte schon fast etwas bezauberndes, wie als wenn man eine Tür in eine andere Welt oder Zeit passiert. 😉 Von den Behausungen in den Höhlen sind bis auf einzelne Mauerreste nichts mehr zusehen. Aber wir waren begeistert von der Aussicht in die Schlucht, die sich unter uns eröffnete. Ein wirklich imposanter und wunderschöner Anblick. Nach einiger Zeit des Verweilens gingen wir wieder zurück und fuhren zum Oxia Aussichtspunkt etwas nördlich von Monodendri. Der Aussichtspunkt liegt ca. 300 Meter höher als der Balkon und bietet einen Ausblick nach Norden sowie in eine von Osten kommende weitere Schlucht. Auch hier genossen wir die Aussicht. Zudem war es ein super Platz, um mal wieder unsere Drohne fliegen zu lassen. In der Nähe des Oxia Aussichtspunktes gibt es noch einen sogenannten Steinwald zu besichtigen. Natürlich entsandene Kalksteinplatten liegen hier zu Türmen gestapelt.
Nach all diesen ersten tollen Eindrücken rund um die Schlucht, fuhren Uli und ich weiter nach Vikos, ans nördliche Ende der Schlucht. Um uns allen den Rückweg zu ersparen, haben wir entschieden die Schlucht gegensätzlich zu laufen. In der Mitte trafen wir uns für eine gemeinsame Pause und tauschten die Fahrzeugschlüssel aus. Guido hat bei uns im LKW gewartet, während wir mit seinem Sprinter von Monodendri nach Vikos zurückfuhren. Im Nachhinein wissen wir jetzt auch, dass es sehr viel mehr Sinn macht, die Schlucht von Monodendri aus nach Vikos zu laufen. Denn der südliche Abschnitt birgt mehrere anstrengende Zwischenanstiege, wohingegen der nördliche Abschnitt eher entspannt und aussichtsreich ist. Kurz vor dem Anstieg hinauf nach Vikos bieten die Quellen des Voidomatis-Flusses zudem eine erfrischende Bademöglichkeit. Nichts desto trotz war die Wanderung durch die Schlucht sehr schön.
Auf unserem Rückweg legten wir spontan und mit Guidos Erlaubnis noch einen kleinen Umweg zu einer alten Steinbrücke (Plakida Kalogeriko aus dem Jahr 1856) bei Kipi ein. Sie besteht aus drei Bögen und hat kleine Steinpfosten als Geländer. Auf dem Weg dorthin haben wir noch zwei weitere alte Steinbrücken gefunden und bewundert.