18.05-21.05.2021 Matsch und andere Herausforderungen

Unsere nächste Route führte uns von Shupenza in den Norden. In der landwirtschaftlich geprägten Region kamen wir an kleinen Siedlungen und einzelnen Höfen vorbei. Obwohl die Straße als Hauptweg kartifiziert ist, ging es auf der Schotterpiste durch viele Schlaglöcher. Stück für Stück schaukelten wir uns im LKW die 700 Höhenmeter bergauf. An einigen Stellen war die Piste so ausgewaschen, das wir in stärkere, aber ungefährliche Schräglage kamen. Für einen Großteil der Strecke hatten wir eine tolle Aussicht über das Tal. Auf 1200 Meter Höhe fanden wir unseren Stellplatz für die kommenden zwei Nächte. Auch hier gab es wieder ein altes Bunkersystem, das in den Berg gehauen war. Wir haben vier Öffnungen gefunden, die über Tunnel miteinander verbunden waren. Gelegentlich fuhren einheimische Geländewagen an unserem Stellplatz vorbei. Aber auch zwei sehr alte Kleintransporter meisterten die steile, holprige Passage vor unserer „Haustüre“. Man hörte erster Gang, Vollgas, durchdrehende Reifen und dann sah man diese rostigen Blechkisten auf Rädern schaukeln und springen sodass sich die geteilten aber eigentlich geschlossenen Hecktüren verzogen und deren Ecken abwechselnd über das Dach hinausragten. Leider war die Kamera nicht schnell genug zur Hand.

Am Donnerstag fuhren wir weiter. Der Weg verschlechterte sich zunehmends. Der Laubwald wurde dichter und durch das ständige Nachjustieren der Seitenspiegel anstrengend zu fahren. Obwohl bereits viele abgesägte Äste am Wegesrand lagen mussten wir an einigen Stellen nachbessern. Durch einen nächtlichen Starkregen war die Piste zudem sehr matschig aber unser Hauptproblem waren die Bäume. Immer wieder Seitenspiegel justieren, Aussteigen und Sägen. Auch zu dem Zeitpunkt ließ das Wetter zu wünschen übrig. Es regnete immer mal wieder und machte uns schön nass. Aber gut, wahrscheinlich perfektes Wetter zum Offroadfahren. 😉 Irgendwann entschieden wir die Spiegel vor die Windschutzscheibe zu klappen und ohne sie zu fahren. Kurz vor dem höchsten Punkt der Route mit Denkmal, hatten wir usnere erste knifflige Situation. Es ging bergauf und der Weg hatte einseitig eine tief ausgewaschene Rinne in die wir hineinrutschten. Schön schräg aber ok. Durch den schmierigen Untergrund wollte unser rechtes Hinterrad am Ende aber nicht mehr aus der Rinne heraus. Vielleicht hätte uns hier eine Differentialsperre an der Vorderachse schon geholfen. Die zwei vorhandenen Sperren reichten nicht aber Äste und Steine zum Unterlegen lagen ja genug herum. Dazu noch den Reifendruck von 3,5bar auf 2bar reduziert und mit einem Meter Anlauf manövrierte Uli den LKW wieder auf brauchbaren Untergrund. So brauchten wir für die ersten 3km einundhalb Stunden. Durchnässt und voll Matsch legten wir ersteinmal eine Pause ein.

Nach einer warmen Suppe ging es uns wieder gut und wir konnten unseren Weg fortsetzen. Leider wurde der Weg nicht breiter. Wieder mussten wir stellenweise die Säge auspacken. Als wir an eine große offene Wiesenlandschaft erblickten war die Freude groß, aber es gab zunächst noch ein kleines Hindernis. Der Weg war auf einer Seite so stark ausgewaschen, dass ein Hineinrutschen gefährlich für unsere Seitenneigung hätte werden können. Da kam auch schon eine Familie bestehend aus zwei Frauen und zwei Jungs zu Fuß, sowie einem Mann mit Baby auf einem Pferd vorbei. Freudig begrüßten wir uns gegenseitig, woraufhin der sichtlich stolze Vater das Baby fast in den LKW hineinhielt. Sie waren gut gekleidet sodass wir uns wunderten, was sie bei dem Wetter hier oben machten, aber wir konnten es auch leider nicht erfragen. Nachdem sie vorbei waren, begannen wir zu überlegen, wie wir die Engstelle am Besten passieren. Über die angrenzenden Wiesen gab es aufgrund tiefer Wasserlöcher keinen Ausweg. Da der Weggraben zu breit war, konnten wir ihn auch nicht mittig zwischen den Reifen abfahren. Also blieb nur in Schräglage auf der Hangseite den Graben zu umfahren. Schön langsam und bereit zum Gas geben falls der Weg wegbricht meisterten wir auch diese Engstelle. Und da aller „guten“ Dinge drei sind, kam einwenig später eine weitere Engstelle. Schmal und erdig um die Kurve aber fahren auf den Zentimeter genau haben wir ja nun oft genug geübt. Danach wurde der Weg ein wenig besser, aber die tiefhängenden Äste blieben uns bis zum Ende unserer Fahrt an diesem Tag erhalten. Trotz des schlechten Wetters war die Landschaft dort oben sehr schön.

Gut ausgeschlafen ging es am nächsten Tag an den letzten Abschnitt der Route. Die Piste war zu unserer Freude gut fahrbar. Doch wir hatten uns zu früh gefreut. Der letzte kleine Ort der Route hatte es noch einmal in sich. Von kreativ verlegten Stromleitungen bis hin zu einer Brücke die uns auf den ersten Blick nicht wirklich vertrauenswürdig erschien. Sie besteht, wie in Albanien üblich, aus einem Stahlfachwerk jedoch mit sehr löchriger Holz-Fahrbahn. Eine Gewichtsbeschränkung suchten wir vergeblich. Ein Albaner gab uns mit Kopfschütteln zu verstehen, dass wir eher nicht über die Brücke fahren sollten, es aber auch keine Alternative gibt, außer den Weg der letzten zwei Tage zurückzufahren. Durch das Flussbett fahren war keine Option, da es keine Ausfahrt gab. Aber wenige Kilometer vor unserem Zielort Peshkopje umdrehen? Hm… Immerhin liegt diese Brücke am Beginn der Hauptstraße SH36. Wir schauten selbst noch einmal wie es nach der Brücke weitergeht und fragten weitere Leute. Zweimal „No Problem“ zu einmal Kopfschütteln. Dann passierte ein kleiner Traktor mit einem Anhänger voller Schotter die Brücke. Noch nicht ganz unsere Gewichtsklasse aber fast. Die Videokamera auf den Ort des Geschens gerichtet, wollte ich bei dem Manöver eigentlich eher nicht zusehen. Langsam tastetet sich Uli vorwärts, die morschen Bretter knackten etwas aber der Stahl darunter blieb ruhig. Kein Quietschen und kein Wackeln. Die Brücke hielt, was für eine Erleichterung. Direkt nach der Brücke wieder eine blanke 230V Leitung unter der wir gerade so durch passten. Glück gehabt. Weiter gings zur „großen“ Hauptstraße. Dort wieder eine Fachwerkbrücke, dieses Mal länger aber dafür doppelte Fachwerkträger und eine bessere Fahrbahn. Laut Einheimischen mit 20t Begrenzung, nach dem neu aufgestellten Schild 8t. Ein großer Baustellen-LKW kam von der anderen Seite herübergefahren, also hatte der Einheimische wohl Recht Und auch dieses Mal, hielt die Brücke. 🙂 So kamen wir dann schließlich nach einer erlebnisreichen Fahrt mittags in Peshkopje, an.

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