Eindrücke von Rumänien

Rumänien ist das erste Land, das uns wirklich berührt hat. Wir waren über fünf Wochen dort und hatten bei der Ausreise das Gefühl, Mensch wieso reisen wir eigentlich schon aus? Aber da wir noch weiter in den Süden kommen wollten fuhren wir schließlich doch weiter.
Was ist es, was Rumänien für uns so besonders gemacht hat?
Auf jeden Fall ist die Landschaft und Natur sehr schön und erweckt an einigen Stellen den Eindruck sich selbst überlassen zu sein. Die Karpaten, die sich im Halbkreis durch den größten Teil des Landes ziehen, beitzen viel Wald und in den höheren Regionen überwiegend Wiesen. Wasser gibt es hier im Überfluss. Es ist eher eine wilde Natur mit wenig großlandwirtschaftlich Nutzung. Dennoch werden die Wälder natürlich zur Holzgewinnung genutzt und da ist es auch egal ob es ein Nationalpark oder gar offizielles Naturschutzgebiet ist. Aber da dieser Teil des Landes von soviel Wald durchzogen ist, fällt der Holzabbau scheinbar nicht so auf. Die Wiesenflächen in den Bergen werden von vielen Schäfern und ihren Schafherden genutzt. Wenn du dich in den Bergen aufhälst, wirst du somit zwangsläufig auch mit den im Schnitt 5-6 Hüterhunden je Herde in Kontakt kommen. Da hilft nur versuchen ruhig zu bleiben, denn die Hunde lassen sich von den Schäfern nicht so leicht zurückrufen. Das ist auch ok, denn ihr Job ist es, die Schafe vor Bären und Wölfen zu schützen, die in den Wäldern unterwegs sind. Und obwohl es so viele Schafe in Rumänien gibt, gehört Schafs- oder Lammfleisch nicht zu dem traditionellen Speiseplan, zumindest laut Aussage derer, die wir kennengelernt haben. Uns wurde gesagt, dass wohl das meiste Schafsfleisch in die muslimisch geprägten Länder exportiert wird.
Im Süden und vor allem im Süd-Osten des Landes ist es flacher und auch nicht mehr so saftig grün, wie in den Bergen. In Richtung schwarzem Meer sind die Landschaftsbilder im Sommer eher von ausgetrockneten weiten Ebenen geprägt, ausgenommen natürlich das Donaudelta im Nordosten der Küste.
Die Straßen sind in ganz unterschiedlichen Zustand. Die Hauptverbindungsstraßen sind überwiegend in neuem oder zumindest sehr gutem Zustand. Was gelegentlich etwas stört sind die kilometerlangen Ortschaften an diesen „großen“ Straßen. Dies Orte bestehen nämlich nur aus der Hauptstraße und oft fängt am Ende des einen Ortes dann auch gleich oder spätestens nach ein paar hundert Metern schon der nächste Ort an. Verlässt man diese wenigen Hauptverbindungsstraßen ist der Fahrbahnzustand häufig in einem schlechten Zustand, bzw gar nicht erst asphaltiert. So kam es bei unserer Route nicht selten vor, dass wir auf Schlaglochpisten und Feldwege gekommen sind, die laut unseres Navis eigentlich größere Straßen sein sollten. Aber das sucht der Offroad-Liebhaber natürlich ganz explizit. Mit einem kleinen Offroader kommt man in Rumänien sicherlich auf seine Kosten. Für Fahrzeuge unserer Größe ist das „mal schnell in die Berge fahren und ein paar Pisten ausprobieren“ eher ein schwieriges Unterfangen. Dennoch hatten wir auch einige schöne Streckenabschnitte gehabt und häufig überragende Ausblicke auf abgelegenen Hügeln.
Die Menschen die wir in Rumänien kennenlernen durften waren sehr nett, hilfsbereit und aufgeschlossen. Ein paar haben uns direkt auf Deutsch angesprochen und erzählt, dass sie viele Jahre in Deutschland gearbeitet haben. Lustigerweise waren es irgendwie immer LKW-Fahrer aus Kassel. 🙂 Im gleichen Zug haben sie uns eine schöne Zeit in Rumänien gewünscht.
Bei der Fahrt durch das Land haben wir viele Dörfer gesehen, in welchen die Menschen ganz einfach leben. Hier hat jeder sein eigenes und ganz individuell gestaltetes Häuschen mit Garten. Sie bauen viel selbst an, verarbeiten es weiter und scheinen auch handwerklich sehr viel selbst zu machen. Vielleicht mag der Standard nicht dem deutschen entsprechen, aber viele Häuser schauen echt toll aus. Ein Großteil gibt sich sehr viel Mühe mit der Gestaltung und Verzierung des Hauses und des Gartens. Häufig gab es vor den Häusern auch kleine Stände, an denen das eigens angebaute Gemüse und Obst für nur wenig Geld zum Verkauf angeboten wurde. Und natürlich haben wir dort, wenn es sich anbot, auch unseren Bedarf an frischen Tomaten, Paprika, Gurken, Zucchini, Zwiebeln, Knoblauch, Weintrauben, Melonen und Pflaumen gedeckt. Es war jedes mal aufs Neue lustig sich einander verständlich zu machen. Viele hatten auch eigene Nutztierhaltung darunter manchmal einzelne Pferde, Kühe, Ziegen oder Hühner. Die Pferde dienen dann häufig als Kutschenpferd und somit als allgemeines Transportmittel. So sind wir auf den kleineren Straßen häufig Kutschengespannen begegnet, die Gemüse, Obst, Holz, Heu oder auch nur Menschen transportiert haben. Eine weitere schöne Gewohnheit die wir in den Dörfern gesehen haben, ist das Beisammensitzen von Menschen auf Bänken vor ihren Häusern. Überhaupt gibt es in Rumänien unglaublich viele Bänke und Picknickplätze, die genutzt werden. Zudem gibt es viele angefangene aber nie zu Ende gebrachte Bauprojekte, die mit der Zeit verrotten. Dana und Tudor aus dem Black Sheep Camp haben uns erklärt, dass man in Rumänien die Baugenehmigungen immer nur für ein Jahr bekommt. Wenn der Bau jedoch nach einem Jahr nicht fertig ist, muss man nochmal für eine Genehmigung bezahlen und die scheint nicht günstig zu sein. So gibt es viele, die sich das nicht leisten können oder auch wollen und das Bauvorhaben abbrechen.
So ursprünglich und nah die Rumänen zur Natur zu leben scheinen, so haben sie doch ein großes gegensätzliches Problem: Der Müll. An vielen Orten vor allem im Südosten Richtung Schwarzmeerküste haben wir massenhaft Müll neben den Straßen, Häusern und in den Feldern liegen sehen. Viele scheint es nicht zu kümmern ihren Müll einfach aus dem fahrenden Auto zu schmeißen. Auch bei den Picknickplätzen lag fast immer der Müll lose herum.
Ein Punkt der uns überrascht hat war, dass wir eigentlich bis auf einpaar vereinzelte Orte wenige Sinthi und Roma Siedlungen gesehen haben. Dass wir größere Städte gemieden haben, war dem wahrscheinlich zuträglich. Wir haben nur wenige gesehen darunter Sibiu, Onesti, Konstanta und Cluj Napoca. Der Eindruck, dass die Armut der Menschen hier spürbarer war, wiederholte sich immer wieder und häufig wurden wir an den Supermärkten nach Geld gefragt. Aber auf dem Land, wo jede Familie ihr Häuschen hat, empfanden wir die Leute nicht als arm, sondern eher mit einer ursprünglichen Lebensweise und mehr Nähe zur Natur. Alle freundlich, interessiert aber zurückhaltend.
In Summe ist Rumänien aufgrund der vielen unterschiedlichen Eindrücke für uns das bisher größte Highlight unserer Reise.

Hier noch unser erster Versuch ein kurzes Video zu schneiden. Es zeigt einen Teil unserer Fahrt auf der Strada Strategica im Süden der rumänischen Kaparten auf rund 1900m. Diesen Teil der Strada Strategica würden wir eher als fröhliches Schaukeln als wirkliches Offroad bezeichnen.
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